Die Frieze Art Fair in London

Author: LILO WEBER

„Der Stadtplan von Beirut füllt fast den ganzen Raum. 60 Teile aus schwarzem Hartgummi hat Marwan Rechmaoui auf den Boden im Stand der Galerie Sfeir-Semler gelegt, Teppich, Topographie und Grabplatte in einem. Der ganze Raum kann als Topographie Libanons gelesen werden. Die in Deutschland lebende Libanesin Andrée Sfeir-Semler hat letztes Jahr neben ihrer Hamburger Galerie eine Filiale in Beirut eröffnet und stellt nun ihre Künstler an der Frieze Art Fair in London vor. Und damit Werke, die alle in irgendeiner Weise Auseinandersetzungen sind mit der Gegenwart des kriegserschütterten Landes: Bilder einer zerschossenen Stadt oder einer aufgebrochenen Landschaft, Blicke auf einen Alltag, der uns fremd erscheint, darunter auch eine Arbeit des Schweizer Fotokünstlers Balthasar Burkhard.

Der Videokünstler Akram Zaatari hat das Archiv eines libanesischen Studios durchsucht und 100 Porträts ausgewählt, als Dokumentation arabischen Lebens in der jüngsten Vergangenheit. Darunter sind Bilder von Frauen, seltsam durchgestrichen – die Striche sind Kratzer auf den Negativen, mit denen Männer ihre Wut auf die Ehemaligen kundgetan haben. Der Deutsche Stephan Mörsch hat kleine Häuschen gebaut, die offenen Nistplätzen gleichen – aber inspiriert sind von den Soldatenhäuschen im Libanon, die sich alle voneinander unterscheiden. Eine serie von fünf Häuschen kostet 3.500 Euro, sie waren vor der offiziellen Eröffnung bereits alle verkauft.“ (…)